frauenhandel
Zwangsprostitution
Es wurden im Jahr 2003 insgesamt 1.235 Opfer in Deutschland registriert. Davon waren 1.108 nichtdeutscher Herkunft. Nur 10,7%, also 127, der Opfer waren Deutsche. In der Gesamtzahl der Opfer wurden nur neun männliche Opfer gemeldet, von neun Opfern ist das Geschlecht nicht erfasst.

Das Alter der Opfer beträgt konstant größtenteils 18 bis einschließlich 24 Jahre (717 von 1.235 Opfern, bei 186 Opfern ist das Alter unbekannt). Der Anteil minderjähriger Opfer liegt stabil bei ca. 5%. Minderjährige Opfer (14-17 Jahre) gab es insgesamt 60, davon 14 Opfer aus Deutschland, 11 aus Bulgarien, 7 aus Rumänien, 6 aus Polen, 1 aus Russland, 1 aus der Ukraine, 1 aus Lettland.

 
Der Handel von Frauen in die Prostitution ist international organisiert und beschert dem organisierten Verbrechen zurzeit mehr Gewinne als der Drogen- oder Waffenhandel. Circa 80 % der Opfer des Menschenhandels in der BRD stammen inzwischen aus den mittel- und osteuropäischen Staaten. Die wirtschaftliche Not treibt Frauen dazu, sich auf Arbeitsangebote im Westen einzulassen.
 
Die legale Einreise in die BRD ist für ausländische Frauen sehr schwierig. Deshalb werden sie bereits in ihrem Heimatland in die Abhängigkeit von Anwerbern und Schlepperorganisationen getrieben. In Deutschland angelangt, werden sie mit Drohungen und brutaler Gewalt zur Prostitution gezwungen. Manche Frauen wussten, dass sie in der Prostitution arbeiten würden, aber keine war sich im Klaren über die unsäglichen Bedingungen, unter denen sie dann hier arbeiten muss. Ihre Lage verschärft sich durch die Schulden bei den Schleppern für Transport und falsche Pässe. Überhöhte Wohn- und Verpflegungskosten, fehlende Ausweispapiere, illegaler Aufenthaltsstatus sowie mangelnde Sprach- und Ortskenntnisse machen die Frauen erpressbar. Zu einer Verurteilung der Täter kommt es selten. Entweder wagen die Frauen nicht, gegen ihre Peiniger auszusagen, oder sie werden vor dem Prozess ausgewiesen.
 
Deutsche Prostituierte erfahren Diskriminierung und Gewalt. Noch schlimmer ist das Los von ausländischen Frauen in der Prostitution, insbesondere das Los von Zwangsprostituierten. Als Menschenrechtsorganisation engagiert sich TERRE DES FEMMES seit Jahren gegen Frauenhandel und Zwangsprostitution. Frauenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei und muss als massiver Verstoß gegen Menschenrechte wirksam bekämpft werden.
 

Natascha, Marina, Irina, Ilona, Frieda, Oxana, Ronja, Anita, Elena und Amalia erzählen:

Wie erlebten Sie Zwangsprostitution?

„Ich habe einfach die Augen geschlossen. Ich musste alles machen was die Männer wollten. Mein Unterleib brannte und es ekelte mich bis zum Brechreiz, wenn ich die Fremden küssen oder Oralsex machen musste. Ich habe nicht mehr gelebt, nur noch existiert.“
Natascha, 18 Jahre, aus Weißrussland
 
„Die Männer wollten Oral- und Analsex oder uns anschnallen.
Es war besonders ekelhaft, wenn ich Oralsex ohne Kondom machen musste.“
Amalia, 22 Jahre, aus Bulgarien

„Ich lag da wie ein Holzbrett. Wenn ein alter Greis kam, der stank, dann war das für mich unerträglich.“
Olga, 20 Jahre, aus Russland

„Ich habe dort sieben Monate gearbeitet und das jeden Tag. Also lieber sieben Monate auf dem Bau schuften als so was.“
Anita, 33 Jahre, aus Russland

„Ich habe immer innerlich geweint und mir war ständig schlecht.
Ich kann heute noch schlecht schlafen und habe schreckliche Erinnerungen.“
Irina, 21 Jahre, aus der Ukraine

„Die Mehrheit der Frauen bei uns in der Puffwohnung haben Alkohol getrunken, um arbeiten zu können oder die Arbeit auszuhalten. Sie waren dann verwirrt und ihnen war egal was sie machen sollten. Die haben dann vorgetäuscht, dass sie Lust haben und bekamen dann auch mehr Geld für besondere Leistungen.”
Ronja, 19 Jahre, aus Rumänien


Kampagne Stoppt Zwangsprostitution
http://www.stoppt-zwangsprostitution.de/

Warum sind Sie nicht weggelaufen?

„Was willst du machen, der Muskelmann steht vor dir, du musst arbeiten und innerlich weinst du.“
Elena, 25 Jahre, aus Russland

„Es gab keine offenen Drohungen. Aber ich hatte so ein Gefühl, dass was passieren wird, wenn ich nicht gehorche. Es war so eine unterschwellige Bedrohung. Ich hatte Angst.“
Ilona, 23 Jahre, aus Russland

„Wenn Du ganz große Probleme gemacht hast, dann wurde geschlagen.“
Frieda, 18 Jahre, aus Moldawien

„Ich hatte Angst, einen Freier, mit dem ich nicht wollte, abzulehnen. Hätte ich das getan, denke ich, dann hätte es sicher Probleme gegeben. Denn das hätte bedeutet, der Zuhälter verliert Geld.“
Oxana, 22 Jahre, aus der Ukraine

„Die Zuhälter haben mir gesagt, ich muss bei ihnen arbeiten, du musst hier bleiben. Wenn ich weggehen wollte, würden sie mich finden.“
Irina, 21 Jahre, aus der Ukraine

Wie haben sich die Männer verhalten, die zu Ihnen als Kunden kamen?

„Die Männer sind alle gleich, sie bezahlen Geld für Sex und wollen dann die Leistungen von uns. Sie haben kein Interesse an uns Frauen.“
Anita, 33 Jahre, aus Russland

„Die Männer kommen zu uns und bekommen Krankheiten und leiten sie dann an andere Frauen weiter.“
Ilona, 23 Jahre, aus Russland

„Wenn ich mich mehr freiwillig gezeigt habe, bekam ich Respekt von den Männern. Aber wenn ich nicht freiwillig wollte, war der Respekt weg, sie machten Druck, wurden böse und forderten unangenehm, was sie haben wollten. In solchen Situationen fühlte ich mich wie ein Waschlappen.
Die Männer sollten wissen, dass wir eine schwere Situation haben. Wenn sie das wissen, müssen sie, denke ich, einen gewissen Respekt vor uns haben und mit uns fair umgehen.“
Ronja, 19 Jahre, aus Rumänien
 

Hätten Ihnen Kunden helfen können?

„Na klar, wenn ein Mann großes Interesse an einer Frau hat, kann er ihr helfen. Aber für die meisten Männer sind wir scheißegal.“
Ilona, 23 Jahre, aus Russland

„Die Männer sollten genau schauen, in welcher Situation sich die Frau befindet. Wenn sie die Möglichkeit haben, müssten sie uns helfen, aus dieser Situation herauszukommen. Aber die meisten Männer wollten nicht helfen, die wollen sich nur befriedigen. Die Männer gehen auch nicht zur Polizei. Sie haben Angst, dass die Ehefrau was erfährt.“
Ronja, 19 Jahre, aus Rumänien

„Ich habe vielen Männern gesagt, dass ich hier nicht freiwillig bin, dass ich hier arbeiten muss. Die glaubten mir nicht und sagten, was machst Du dann hier?
Die Sprache war ein großes Problem, ich konnte sehr wenig Deutsch. Ich habe mit vielen Männern gesprochen, dass ich hier raus will, die haben Angst bekommen und sind weggegangen. Einer hat mir angeboten, er wolle mich heiraten, aber ich habe zu wenig verstanden. Sie verstehen nicht die Sprache, ich habe schnell geweint, sie sind einfach weg gegangen.“
Marina, 20 Jahre, aus Russland

„Ich bin oft traurig gewesen, aber die Männer haben nicht verstanden warum. Die Männer sollen da nicht hingehen, um Sex für Geld zu bekommen. Sie sollten aufmerksam sein, wenn eine Frau traurig ist und weint, weil sie nicht arbeiten will, aber muss.“
Irina, 21 Jahre, aus der Ukraine

„Die Männer hätten was merken können, aber das wollten sie nicht. Und ich habe aus Angst nichts gezeigt. Die Männer hätten dann eine andere Frau haben wollen, die Zuhälter hätten das dann erfahren, und davor hatte ich große Angst, was sie dann mit mir machen.“
Ronja, 19 Jahre, aus Rumänien

 

Deutsche Soldaten im Kosovo bei Zwangsprostituierten

Durch einen Bericht des Fernsehmagazines  »Weltspiegel« wurde im Dezember 2000 die systematische Ausnutzung von Zwangsprostituierten durch deutsche KFOR- und UNMIK- Soldaten publik. In Mazedonien und im Kosovo stationierte deutsche Soldaten hatten laut einem Bericht von Amnesty International vom Mai 2004 sexuelle Zwangsdienste von verschleppten Frauen und Kinderprostituierten in Anspruch genommen.
Ehemalige Zwangs- und Kinderprostituierte aus dem Kosovo haben ausgesagt, dass deutsche Soldaten und Offiziere regelmäßig unter ihren Kunden gewesen seien. Im Gegensatz zu den einheimischen Freiern hätten die Deutschen die Prostituierten nicht misshandelt. Deswegen habe man sie auch um Hilfe gebeten bei dem Versuch, aus der unerträglichen Lage zu entkommen. Die vernommenen Deutschen bestreiten dies, auch von vergitterten Fenstern der "Zimmer" der Frauen habe man nichts gewusst. Trotz Bekannt werden stieg die Zahl der Bordelle nach Angaben der UN-Verwaltung von 1999 18 Etablissements, in denen Frauen zur Prostitution gezwungen wurden, auf 2004 schon 200 einschlägige Einrichtungen.

Medico mondiale, eine Hilfsorganisation für traumatisierte Frauen wirft dem Bundesverteidigungsministerium, die Verfehlungen der Soldaten zu vertuschen und sich der Unterlassung (eigentlich richtiger Vernachlässigung der Dienstaufsicht) schuldig zu machen.

Als Hauptproblem wird daran gesehen, dass die Militärführung (im Gegensatz zu früheren Zeiten, in welchen die Einrichtung von Militärbordellen sogar militärärztliche Pflicht war, und im Gegensatz zu anderen Staaten, wie z.B. Frankreich) auf die sexuellen Befindlichkeiten der Soldaten fernab der Heimat keine bzw. falsche Rücksicht nimmt und stattdessen die kollektive "Enthaltsamkeit" propagiert.
Im Juni 2004 erschien ein Enthüllungsreport der UNO-Mitarbeiter Kenneth Cain, Heidi Postlewait und Andrew Thomson mit dem Titel: „Emergency Sex and Other Desperate Measures, a True Story from Hell on Earth”. In ihrem Buch berichten die Autoren von ausschweifenden Sex-Parties mit zur Prostitution gezwungenen Frauen und Mädchen, Korruption sowie Drogenmissbrauch auf Missionen in Haiti, Liberia, Somalia – und im Kosovo. Um das Image der ohnehin angeschlagenen Weltorganisation nicht weiter zu demolieren, erwägt Generalsekretär Kofi Annan Presseberichten zufolge rechtliche Maßnahmen gegen die Veröffentlichung[2].

Weiterführende Informationen:
Kampagne des Deutschen Frauenrates "abpfiff – Schluss mit Zwangsprostitution"
 

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