frauenhandel
Überblick Frauenhandel

Was ist Frauenhandel?

Als Frauenhandel bezeichnet man das Anwerben, Entführen oder Verschleppen von Frauen aus ihren Heimatländern, um diese zumeist im Ausland mit Hilfe von Gewalt, Bedrohung oder Drogen für sexuelle Handlungen größtenteils als Handelsgut zu missbrauchen. Hierzu zählt Zwangsprostitution, Zwangsverheiratungen mit finanziellem Hintergrund, der Handel mit Frauen als Arbeitskräfte und seit neuester Zeit auch der Handel mit Organen.


Handelsplätze

Europa

Von FRANÇOIS LONCLE (Journalist)

In Sachen Frauenhandel ist Europa dreigeteilt: erstens gibt es die so genannten Lieferländer, das sind Russland, die Ukraine und Rumänien; zweitens die Transitländer, wie das Gebiet des ehemaligen Jugoslawien und Albanien; drittens schließlich die Zielländer. Zu diesen zählen beispielsweise Italien, Deutschland und Frankreich. Das Ausmaß des Frauenhandels hat im Lauf der letzten Jahre kontinuierlich zugenommen, was zum Teil daran liegt, dass Prostitution ein ausgesprochen lukratives Geschäft ist.

Seit Öffnung der Grenzen zu den osteuropäischen Ländern hat Menschenhandel, im Speziellen Frauenhandel, in Verbindung mit Gewaltprostitution in erschreckendem Maß zugenommen. Von den Händlern mit verlockenden Versprechungen geködert, werden junge und minderjährige Frauen und Mädchen wie Ware gehandelt und auf Bestellung geliefert. Sie träumen vom goldenen Westen und landen stattdessen auf dem Rotlichtmarkt. Wer nicht gehorcht oder rebelliert, wird geschlagen, vergewaltigt oder drogenabhängig gemacht.


Moskau
gilt als einer der zentralen Umschlagplätze des Frauenhandels. Von dort aus werden der polnische, der asiatische und der deutsche Markt versorgt - so kommt zum Beispiel die Mehrzahl der 7.000 Berliner Prostituierten aus dem Osten. Nach Angaben von Eleonora Lutschnikowa, Mitarbeiterin der Moskauer Stadtverwaltung, gibt es etwa 330 russische "Unternehmen", die derartige Geschäfte abwickeln. An die 50.000 Frauen werden alljährlich außer Landes gebracht. In Polen konzentriert sich die Prostitution von Ausländerinnen auf die großen Verbindungsstraßen in Richtung Deutschland. Dasselbe gilt auch für die Tschechische Republik, wo vor allem Frauen aus der Ukraine und Russinnen landen. In Bulgarien, so die Hilfsorganisation Animus, sollen den Zuhältern etwa 10.000 Frauen ins Netz gegangen sein. Zuweilen endet deren Odyssee auch tödlich, wie im Fall zweier junger Frauen, die in Griechenland als Animiermädchen arbeiten sollten, jedoch im Januar 2000 bei dem Versuch, die griechische Grenze zu überqueren, erfroren.

Ähnlich düster sieht es im Kosovo aus. Als die 50.000 KFOR-Soldaten, die Mitarbeiter der UN-Mission im Kosovo (Unmik) und diverser Hilfsorganisationen dort ankamen, schossen die Bordelle "wie die Pilze aus dem Boden", so der örtliche Chef der Internationalen Organisation für Migration (IOM), Pasquale Lupoli. Hier werden überwiegend Frauen aus Moldawien, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien zu Preisen zwischen 1.000 und 2 500 Dollar an kosovarische Zuhälter versteigert. "Diese Frauen waren nichts als Sklavinnen", befand der Carabinieri-Hauptmann Vincenzo Coppola, nachdem er 23 von ihnen in Pristina und Prizren befreit hatte.(1) Im letzten Jahr wurden aus den 350 bosnischen Bordellen lediglich 460 Frauen befreit - dem stehen schätzungsweise 10.000 Frauen gegenüber, die in aller Heimlichkeit in diesen Häusern "aufgenommen" wurden.

Albanien hat eine Schlüsselrolle in diesem schmutzigen Geschäft. Christian Amiard, der Chef des von der französischen Regierung eingerichteten Zentralen Büros für die Bekämpfung von Menschenhandel (OCRTEH), hat schon einiges an Scheußlichkeiten zu sehen bekommen. Dennoch konnte er es kaum begreifen, dass in Albanien "regelrechte Lager existieren, wo die Mädchen vergewaltigt und abgerichtet werden, bis ihr Wille gebrochen ist". Wenn die Frauen Widerstand leisten, schrecken die albanischen Zuhälter auch vor Folter nicht zurück: Sie fügen ihnen Verbrennungen und Elektroschocks zu, schneiden ihnen Gliedmaßen ab oder werfen sie einfach aus dem Fenster.

In Frankreich kam die Prostitution von Osteuropäerinnen im November 1999 ans Licht der Öffentlichkeit, als die von 23 Messerstichen entstellte Leiche der 19-jährigen Ginka aus Bulgarien auf einem Pariser Boulevard gefunden wurde. Die Prostituierten aus Osteuropa, deren Anzahl in den letzten zwei bis drei Jahren sprunghaft gestiegen ist, machen nach Angaben von Christian Amiard in Frankreich über die Hälfte der ausländischen Prostituierten aus. Diese sind inzwischen genauso zahlreich wie die französischen Prostituierten. In Nizza arbeiten vor allem Kroatinnen, Russinnen und Lettinnen, in Straßburg sind es Tschechinnen und Bulgarinnen, in Toulouse Albanerinnen. Ein bulgarischer Frauenhändlerring, der monatlich über 30.000 Euro abwarf, konnte in Nizza durch die Polizei zerschlagen werden. Zuvor wurde das erwirtschaftete Geld per Postüberweisungen in die Heimat geschafft und dort ins Immobiliengeschäft investiert. Etwa die Hälfte der insgesamt 7.000 Pariser Prostituierten sind angeblich ausländischer Herkunft, unter ihnen befinden sich an die 300 Albanerinnen. Claude Boucher, Vorsitzende der Pariser Hilfsorganisation Bus des Femmes, weist darauf hin, dass eine osteuropäische Prostituierte täglich zwischen 15 und 30 Freier bedienen muss. Andernfalls wird sie von ihrem Zuhälter geschlagen, da dieser von ihr erwartet, dass sie zwischen 3.000 und 6.000 Franc am Tag abliefert. Insgesamt erarbeiten die etwa 15.000 Prostituierten in Frankreich jährlich schätzungsweise einen Umsatz von 3 Milliarden Euro.

Die albanischen Zuhälterringe operieren häufig von Belgien aus, insbesondere von Brüssel, wo sie mit Kurden und Türken um die Kontrolle der Bordelle von Antwerpen konkurrieren, in denen 450 osteuropäische Prostituierte tätig sind. Von dort aus überwachen sie die jungen albanischen, kosovarischen oder moldawischen Prostituierten, die in Paris und anderen französischen Großstädten arbeiten. Dagegen wird die planmäßige Ausbeutung von Ukrainerinnen, Tschechinnen, Slowakinnen und Bulgarinnen vornehmlich in Deutschland organisiert, so zum Beispiel in dem nahe der deutsch-französischen Grenze gelegenen Städtchen Kehl, wo Zuhälter und Prostituierte im selben Hotel wohnen. Die deutsche Polizei ist machtlos gegen sie, weil sie sich in Deutschland keine Straftaten zuschulden kommen lassen. Jeden Tag überqueren die Frauen die Europabrücke, um in Straßburg auf den Strich zu gehen. Dort hat sich die Anzahl der Prostituierten innerhalb der letzten zwei Jahre verdoppelt.

Quelle: http://www.profrau.at/de/frauenhandel/ohne_grenzen.htm


Asien

In Asien konzentriert sich Frauenhandel hauptsächlich auf Sextourismus. Zahlen der thailändischen Botschaft in Japan zufolge haben allein in 1993
zwischen 80.000 and 100.000 thailändische Frauen in der japanischen Sexindustrie gearbeitet. Ein großer Teil befand sich illegal in Japan und stellt eine leichte Beute für Menschenhändler dar.
Der Tourismus ist schon seit 1982 der Devisenbringer Nr. 1 in Thailand. Diese Dominanz des Tourismussektors in Thailand geht zu Lasten der Landwirtschaft, die wirtschaftspolitisch vernachlässigt wird. Immer mehr Menschen, gerade aus dem verarmten agrarischen Norden, strömen in die Städte. In Thailand wird die Zahl der Prostituierten auf mindestens 1,5 Millionen Frauen geschätzt. Sie ist parallel zu den Touristenzahlen angestiegen. Wie in den meisten Entwicklungsländern, ist auch in Thailand die Prostitution offiziell verboten.
Inzwischen ist es so, dass in Thailand eher Mädchen aus Kambodscha und Laos auf den Frauenhandel-Markt kommen, während die thailändischen Mädchen nach Japan exportiert werden - und immer auch unter Beteiligung der Eltern. In manchen Gegenden Thailands sind die Eltern geradezu ärgerlich, wenn ein Junge und nicht ein Mädchen geboren wird.

USA

Das US-Außenministerium schätzt, dass jedes Jahr zwischen 700.000 und 4 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel werden und dass jedes Jahr ca. 50.000 Frauen und Kinder mit dem Ziel des sexuellen Missbrauchs in die USA geschmuggelt werden. Aufgrund der fortdauernden Ungleichheit von Mann und Frau sind Frauen besonders gefährdet, zum Opfer von Sklaverei ähnlichen Praktiken zu werden.

Human Rights Watch hat systematische Muster beim Frauenhandel in USA aufgedeckt. In den meisten von uns untersuchten Fällen wird Täuschung, Betrug, Einschüchterung, Isolierung, Androhung und Anwendung von physischer Gewalt sowie Schuldknechtschaft angewandt, um die betroffenen Frauen zu kontrollieren und einzuschüchtern. In vielen Fällen wird der Frauenhandel durch korrupte Beamte ermöglicht, die gegen Zahlung von Bestechungsgeldern Dokumente fälschen und die Täter schützen. Ohne derartige Korruption und Komplizenschaft von Staatsbediensteten könnte der Menschenhandel nicht florieren. Viele Regierungen behandeln die Opfer von Menschenhandel als illegale Ausländer und Kriminelle, wodurch sie weiterem Missbrauch aussetzt sind. Thailändische Opfer von Frauenhandel in Japan werden z.B. regelmäßig als illegale Ausländerrinnen verhaftet, des Landes verwiesen und mit einem fünfjährigen Verbot der Wiedereinreise bestraft. Durch Bestrafung der Opfer und nicht der Täter, tragen Staaten zu weiterem Missbrauch bei.

Quelle: www.hwr.org

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