Liebe Freunde,

der "Internationale Marsch von Frauen für Menschenrechte" ist schließlich zu Ende, und es war sehr viel schwieriger und erfolgreicher als viele von uns erwartet haben.

Es war ein dreiwöchiger Marsch (vom 20. Dezember 2003 bis 10. Januar 2004) durch Israel und Palästina, mit insgesamt 100 bis 150 Frauen: einige kamen von Übersee, um mit den lokalen Demonstrantinnen aus Palästina und Israel, die sich stoßweise anschlossen, daran teilzunehmen. Die Frauen marschierten durch alle großen, palästinensischen Städte (mit Ausnahme von Nablus, wo eine Ausgangssperre verhängt war) und israelischen Städte (außer Haifa). Unterwegs wurden sie des öfteren Zeuginnen des brutalen Ausmaßes der Besatzung und erlebten sie selbst am eigenen Leib — Kontrollpunkte („Checkpoints“), Ausgangssperren, abgeschnittene Gebiete, zerstörte Häuser, die “Sicherungs” Mauer, Flüchtlingslager, und – auf der israelischen Seite – schreckliche Schauplätze von Selbstmordattentaten.

Es war fast wie eine umgekehrte VIP-Tour. Anstatt sich mit den offiziellen Würdenträgern zu treffen, trafen sich die Teilnehmerinnen lieber mit einfachen Leuten vor Ort: palästinensische und israelische Familien, Vertreter lokaler Organisationen, israelische Soldaten, die die Checkpoints bewachen, Palästinenser, die versuchen, dort durchzukommen. Die palästinensische Seite arrangierte ein Treffen mit Arafat. Auf der israelischen Seite wurden wir unter dem Vorwand, uns nicht rechtzeitig angemeldet zu haben, für ein Treffen von einer Reihe von Verantwortlichen (unter anderem Sharon) abgelehnt. Nur Issam Makhoul, Abgeordneter der Knesset (vom der linken Hadash Partei) Zeit fand sich zu treffen. Auf beiden Seiten, traf sich die Gruppe mit einem breiten Spektrum an fortschrittlichen Organisationen -- für Frieden, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Frauenangelegenheiten -- und lernten über die Verknüpfung von Besetzung, Ungleichheit und Armut aus der Sicht beider Völker. Die Frauen verbrachten unvergessliche Nächte mit Familien in Palästina und Beduinenfamilien in den Wüstenregionen Israels.

Der Marsch an sich dauerte immer ungefähr eine Stunde pro Tag. Die Frauen marschierten schweigend, einer nach der anderen, durch die Städte oder stark befahrene Straßen und trugen Transparente, die das Ende der Besatzung und eine Sicherung der Menschenrechte forderten. Viele Passanten hielten an, schauten und akzeptierten Flyer, die erklärten wer wir sind. Obwohl Schweigemärsche nicht üblich im Nahen Osten sind, begannen wir ihre Kraft, wie unsere Würde und Standhaftigkeit beim Marsch durch das schlechte Wetter ausgestrahlt wurde, zu schätzen.

Aber diese Frauen aus Europa, Nord Amerika und Australien waren alle erfahrene Aktivistinnen -- wer sonst würde so eine Reise unternehmen? -- und dadurch ergab sich sehr bald ein starker, aktivistischer Bestandteil in ihre Anwesenheit.

Einige Höhepunkte:

Der Marsch war intensiv und anstrengend. Wir alle kamen mit chronischem Husten davon zurück, weil wir stundenlang bei Kälte, manchmal Regen, gelaufen sind und uns danach in beheizten Räume mit lauwarmen Duschen aufhielten und nie genug schliefen.
Aber wir sind alle mit etwas mehr zurück gekehrt: 150 intelligente und engagierte Frauen von der ganzen Welt, die jetzt mehr über den Nah-Ost Konflikt wissen, als alle Politiker, die weltweit in ihren vornehmen Büros sitzen. Wir haben die Besatzung mit unseren eigenen Augen gesehen und niemand kann uns erzählen, dass es irgend etwas mit der Sicherheit Israels zu tun hat.
 
Die Frauen trafen einen alten Mann in Palästina, 107 Jahre alt meinte er, dessen Enkelsohn im Konflikt ermordet wurde. Er sagte: „Ihr werdet gehen und ich werde bleiben, aber nichts wird sich ändern.” Ich glaube, dass es nicht eine einzige Frau in der Gruppe gab, die nicht insgeheim beschlossen hat es zu verhindern, dass diese bittere Aussage Wirklichkeit wird.

Im Namen des Marsch Organisations Komitees für Zusammenarbeit von Frauen für Frieden – die israelische Seite des Marsches – möchten wir uns ganz herzlich bedanken, bei allen, die ihre Zeit, ihr Geld und ihre Energie investiert haben und es wagten, eine Reise in den unruhigen Teil unserer Welt zu unternehmen und unser Ringen zu teilen einen gerechten Frieden für unsere Völker zu erreichen. Wir bleiben eure vertrauten Partnerinnen beim Aktivismus.

Shalom, Frieden und Gerechtigkeit, aus Israel,
Omaima abu-Ras, Nicole Cohen-Addad, Rachel Amram, Yvonne Deutsch, Pnina Firestone, Yana Knopova, Gili Pliskin, Michal Pundak, Taghrid Shbeita, Aliyah Strauss, Gila Svirsky, und Alix Weizmann

Fotos 1 und 2 von Niels Eriksson (Marsch im Kerzenschein in Jenin) und (Frauen pflanzen Olivenbaum)
Foto 3 Rachel Amram (Demonstration in Qalandia)

Coalition of Women for Peace: www.coalitionofwomen4peace.org