Was die Boulevardpresse in
einen Topf wirft – "Prostitution = Frauenhandel =
Zwangsprostitution" – wird in diesem Buch differenziert und
parteilich aus der Sicht der betroffenen Frauen und Männer
diskutiert.
Seit 2002 gilt in
Deutschland das neue Prostitutionsgesetz, welches die rechtliche und
soziale Situation der freiwillig tätigen Prostituierten verbessern
soll. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung heißt es: "Die
Strafvorschriften gegen die sexuelle Ausbeutung von
Menschenhandelsopfern, namentlich durch so genannte Freier, sind auf
ihre Wirksamkeit zu überprüfen und gegebenenfalls zu novellieren.
... Das Prostitutionsgesetz wird anhand der Begleitforschung
überprüft und gegebenenfalls novelliert."
Konservative Kräfte
machen deutlich, dass sie unter dem Vorwand der Bekämpfung des
Frauenhandels die Rechte der Prostituierten wieder einschränken
wollen.
Aus gewerkschaftlicher
Sicht hat sich die arbeitsrechtliche Praxis im Bereich der sexuellen
Dienstleistungen noch nicht wesentlich verändert. Eine
gewerkschaftliche Organisierung von Sexarbeiterinnen kommt bislang
nur vereinzelt vor. Das Gesetz ist aber ein erster wichtiger Schritt
gegen die gesellschaftliche Doppelmoral. Deshalb muss das
Prostitutionsgesetz in Deutschland erhalten bleiben und im Interesse
der Prostituierten weiterentwickelt werden.
Wer den Menschenhandel
bekämpfen will muss - neben der polizeilichen Verfolgung - Maßnahmen
zum Schutz der Opfer ergreifen. Eine Verbesserung der
Zeuginnenschutzprogramme ist ebenso dringend erforderlich wie der
Ausbau des Netzes von Betreuungsstellen für die Opfer von
Menschenhandel. Ein Bleiberecht für die Zeuginnen in
Menschenhandelsprozessen, wie in Italien, sollte in der Gesetzgebung
aller Länder Europas verankert werden.
Gründe genug für den
ver.di Fachbereich "Besondere Dienstleistungen" und die
Friedrich-Ebert-Stiftung, auf einer internationalen Konferenz Anfang
Dezember 2005 in Berlin, die Situation von "Frauenhandel und
Prostitution in Europa" zu bilanzieren und gewerkschaftliche
Positionen abzustecken. Die zentralen Beiträge dieser Konferenz sind
in diesem Buch dokumentiert.