Kommentar zum Weltfrauentag: Gedöns
von Lisa Huth

Als der neu gewählte Kanzler Schröder 1998 vom Ministerium für „Frauen und Gedöns“ sprach, schwante den meisten Frauen bereits: der Kanzler kommt zwar laut Wahlforscher bei den Frauen an, holt sie aber nicht ab.

So war denn auch klar, dass die Person, die im Jahr 1999 Bundespräsident wurde, nicht Dagmar Schipanski sein würde. Das wollte die Union damals. Weil die Zeit reif sei für eine Frau. Wie wir wissen, wurde aus partei- und männertaktischen Gründen Johannes Rau gewählt.

Insgesamt sechs Frauen, darunter so honorige und hochgeachtete wie Annemarie Renger oder Hildegard Hamm-Brücher wurden seit 1979 aufgestellt, immer von der Minderheit in der Bundesversammlung, immer aussichtslos, und immer war die Zeit reif für eine Frau.

Diese Späßchen treiben SPD, CDU und FDP-Politiker aber nicht nur dann, wenn das höchste Staatsamt zur Verfügung steht. Siehe Saarbrücken, OB Wahl 2001: Amtsinhaber Hoffmann tritt an, ganz klarer Favorit.

Die Grüne Claudia Willger-Lambert wird als Zählkandidatin ins Rennen geschickt. Verliert natürlich gegen Hoffmann.

Dann soll es einen neuen Bürgermeister von Saarbrücken geben. Die Grünen – Partei – sprechen sich für Claudia Willger-Lambert aus. Konsequent. Die Grünen - Fraktion ebenfalls. Schade, dass Claudia kein Claudio war, dann wäre alles vielleicht anders gekommen: Wider alle Absprachen wählt die grüne Fraktion Kajo Breuer.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Grünen im Saarland ihre eigenen Regeln aushebeln, um Männer an die Macht zu bringen. Man siehe nur Saarlouis und Hubert Ullrich.

Die SPD und die Grünen in Berlin hätten nun die einmalige Chance gehabt, doch noch eine Frau ins Bundespräsidenten-Amt zu bringen. Nicht Gesine Schwan.
Cornelia Schmalz-Jacobsen.
Die FDP-Politikerin ist bekannt, ausgezeichnet und wäre eine würdevolle Vertreterin des Volkes. Damit hätte Schröder zwei Klappen geschlagen: Zum einen hätte er sagen können, SPD und Grüne handelten zum Wohle des Volkes und achten nicht auf die Partei bei der Wahl zur Bundespräsidentin. - Es hätten sich bestimmt einige FDP-Mitglieder in gefunden, die lieber Schmalz-Jacobsen als, wie hieß er noch gleich, Horst Köhler, gewählt hätten. Und zum anderen hätte mit der Bundespräsidentin eine Bundeskanzlerin verhindert werden können.

Aber da war, man muss es sagen, dieses Mal eine Frau vor: Angela Merkel will sich ihre Chance nicht verbauen lassen. Zwei Frauen an der Spitze verträgt Deutschland nicht. Eine ist ja schon zuviel.

Und so bleibt auch an diesem Weltfrauentag alles wie es war: Frauen und Gedöns stellen sich bitte hinten an.


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